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Kaum Gefahr durch Solaranlagen

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SZ-Foto: Thomas Warnack

Die Schlagzeilen machten Angst: „Fotovoltaikanlagen lassen sich nicht abschalten. Brennt es, hat die Feuerwehr kaum eine Chance.“ So überschrieb der Berliner Tagesspiegel einen Artikel am 17. Juli 2010. Von „brandgefährlichen Solardächern“ berichteten Fernsehsender wie der SWR. Nach manchem Brand erlosch das Medieninteresse wieder. Und so blieb oft unbeachtet, dass die Solaranlagen nach genauer Prüfung der Brandherde gar nicht die Rolle spielten, die ihnen unterstellt worden war.

 

Bei einem Brand in Bür­stadt (Hessen) 2008 etwa war nicht das Solardach schuld am Totalverlust des Anwesens, sondern die aus der Holzvertäfelung ausströmenden Rauchgase, die einen Inneneinsatz der Feuerwehr verhinderten. Und der heftige Stromschlag, den 2009 ein Feuerwehrmann im rheinischen Rösrath laut Medienberichten angeblich von einer Solaranlage erlitten hatte, konnte gar nicht daher rühren, weil es am brennenden Haus gar keine solche Anlage gab. Doch es gab und gibt ohne Zweifel für die Feuerwehr bisher ungekannte Probleme beim Löschen eines Hauses, wenn die ganze Fläche eines Daches mit Solarzellen bedeckt ist. Das Öffnen des Daches für den Rauchabzug ist schwerer, und die (tagsüber) ständig vorhandene und nicht abschaltbare Gleichstromspannung von rund 1000 Volt bildet ein zusätzliches Risiko.

Risiken bergen alle technischen Anlagen im Haus

„Jeder Brand ist ein Brand zu viel“, sagt Heribert Schmidt vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg, „doch wenn man die Statistik genau untersucht, dann verursachten 0,006 Prozent der Fotovoltaikanlagen einen Brand mit größerem Schaden.“ Schmidt leitet ein Projekt, das zusammen mit dem Tüv Rheinland die Risiken von Fotovoltaikanlagen untersucht.

„Diese Anlagen sind anders als herkömmliche Elektroinstallationen, aber nicht gefährlicher“, erklärt Schmidt. Es gibt derzeit 1,3 Millionen Anlagen in Deutschland. In den letzten 20 Jahren gab es 350 Brände, an denen die Solaranlage beteiligt war, bei 120 war sie Auslöser des Brandes. In 75 Fällen entstand ein größerer Schaden, in zehn Fällen brannte das Gebäude ganz ab. Diese Zahlen hat die vom Bundesumweltministerium geförderte Projektgruppe zusammengetragen. Ein Workshop in Freiburg mit 120 Herstellern, Forschern, Feuerwehren und Versicherern war sich einig, dass die Einhaltung der bestehenden Regeln durch qualifizierte Fachkräfte den besten Brandschutz bilde.

Risiken bergen alle technischen Anlagen im modernen Haus, die mit Strom betrieben werden. Bei Solaranlagen muss die Feuerwehr anders vorgehen als beim Strohdach, doch ein höheres Brandrisiko gebe es nicht, haben die Experten festgestellt. „Alle Behauptungen, die Feuerwehr habe ein brennendes Wohnhaus wegen der Fotovoltaik nicht gelöscht, stellten sich bei bisherigen Recherchen als falsch heraus“, heißt es in einem Ergebnispapier des Freiburger Workshops. Wie bei jeder Elektroinstallation könne die Feuerwehr je nach Strahlart auch bei Fotovoltaikanlagen mit Wasser aus ein bis fünf Meter Abstand sicher löschen.

Die Feuerwehr wird speziell geschult

„Das Gefährdungspotenzial Elektrizität ist für die Feuerwehr nichts Neues, und sie weiß sich entsprechend zu verhalten“, sagt auch Thomas Finis, Bezirksbrandmeister im Regierungsbezirk Freiburg. Der gelernte Bauingenieur weist darauf hin, dass Feuerwehrleute schon in ihrer Grundausbildung lernen, wie sie sich „spannungsführenden Teilen“ nähern müssen, welche Strahlrohr- und Sicherheitsabstände eingehalten werden müssen und wie man den „Trümmerschatten“ für eventuell herabstürzende Solarmodule frei hält. Die Thematik Solardächer sei zudem ein fester Bestandteil von Lehrgängen für Führungskräfte an der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal, betont Finis.

Quelle: http://www.stuttgarter-zeitung.de (Heinz Siebold)

 

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